Bittere und schwere Kost
Salvatore Niffoi erhielt für seinen großartigen Roman »La vedova scalza« 2006 den Premio Campiello. Fünf Jahre später erschien bei Zsolnay die deutsche Übersetzung, »Die barfüßige Witwe« [› Rezension].
Nachdem ich von der deutschen Ausgabe begeistert war, kaufte ich mir die Originalausgabe, um dem Charakter des Buches über das Sardische noch näher zu kommen.
Diese Erfahrung möchte ich nicht missen, muss aber unumwunden bekennen, dass ich dabei an meine Grenzen stieß. Das Sardische ist denn doch viel stärker als andere italienische Regionaldialekte eigenständig; in vielen grammatikalischen Formen (Endungen, Pronomen) erkennt man die Einflüsse des Spanischen und des Lateinischen. Niffoi schreibt oft so, dass die Aussprache quasi hörbar wird – was zu weiteren Abweichungen vom Standard-Italienisch führt.
Kurzum: Auf weiten Strecken hilft dem wissbegierigen Nicht-Italiener weder Wörterbuch noch Grammatik. Auch Italiener, kann ich mir vorstellen, werden auf manch Unbekanntes stoßen.
Deswegen hat mein Fazit zwei Teile:
Erstens: Ausnahmsweise ermutige ich nur sehr weit fortgeschrittene Italienisch-Lernende zu dem lohnenden Abenteuer, dieses Buch im Original zu lesen.
Zweitens: Mein Respekt für die Leistung des Übersetzers Andreas Löhrer kennt keine Grenzen!