Rezension zu »Dolce Vita für Fortgeschrittene« von Dori Mellina

Dolce Vita für Fortgeschrittene

von


Belletristik · btb · · 320 S. · ISBN 9783442748105
Sprache: de · Herkunft: de · Region: Italien

Klicken Sie auf die folgenden Links, um sich bei Amazon über die Produkte zu informieren. Erst wenn Sie dort etwas kaufen, erhalte ich – ohne Mehrkosten für Sie! – eine kleine Provision. Danke für Ihre Unterstützung! Mehr dazu hier.
Taschenbuch E-Book

Amüsanter Einführungskurs ins Belpaese

Rezension vom 10.08.2017 · 2 x als hilfreich bewertet mit 1 Kommentaren

Nette Episödchen mitten aus dem bikulturellen Familien­leben, ein paar harmlose Liebe­leien, erfreulich schmerz­frei bewältigte beruf­liche Engpässe, zu allem ein beruhi­gendes Happy End, vor allem aber eine Vielzahl hübsch aufberei­teter deutsch-italieni­scher Klischees und Miss­ver­ständ­nisse – das bietet Dori Mellinas Roman­erstling. Eine Sommer­abend-laue Sorglos-Urlaubs­lektüre für Italien-Freunde und solche, die es werden wollen.

Wie viele Vorstellungen tragen wir mit uns herum, wie der typische Italiener beschaffen sei, wie er tickt, spricht und gestiku­liert? Einge­bettet in eine mühelos verdauliche Hand­lung, führt uns die Autorin viele davon vor. Das tut sie mit viel Augen­zwinkern und ohne Belehrungs­ton. Um das Vergnügen zu ver­voll­stän­digen, dreht die gebürtige Italie­nerin den Spieß um und behandelt parallel, was in ihrem Heimat­land so über den »typischen Deutschen« im Umlauf ist.

Was im Einzelnen passiert, musste sich Dori Mellina gar nicht mühe­voll aus den Fingern saugen, denn, so scheint es jeden­falls, ihre eigene Biografie stellte ihr Stoff im Überfluss bereit. Wie sie selbst, wurde ihre Protago­nistin und Ich-Erzählerin Laura Mattina am Gardasee groß, über den manche lästern, es sei der süd­lichste Vorort von München. Wie dem auch sei, Laura/Dori haben »die Deut­schen« schon früh und intensiv kennen­gelernt. Beide leben heute mit Mann (deutsch) und Tochter (italie­nisch-deutsch) in München (Laura) bzw. Süd­deutsch­land (Dori), wo sie als Pharma­referen­tin (Laura) bzw. in der Werbe­branche (Dori) arbeiten.

Herr Dickerson, Lauras finnischer Boss, ist einer von denen, die ihr mit ihren Vorur­teilen, noch dazu »mit hin­kenden Deutsch­kennt­nissen« vorge­tragen, gehörig auf die Nerven gehen: »Hat die Italiener die Weg zur Arbeit doch gefunden?« Selbst zu Hause beher­bergt sie in Gestalt ihres pinge­ligen Partners Martin eine wandelnde Klischee­sammlung. Gerne weist er die Mutter der gemein­samen vier­jäh­rigen Tochter Sara durch Papp­schilder auf Miss­stände hin, wie etwa den verlot­terten Zustand ihres Fiat Punto. Derlei Ein­mischung in ihren persön­lichen Lebens­stil geht Laura denn doch zu weit.

Gut, dass Laura beste Freun­dinnen hat (Italiene­rinnen, versteht sich), die ihr mit klugem Rat und hilf­reichen Taten zur Seite stehen. Als die »Kultur­inkom­pati­bilität« zwischen dem deutschen »Korinthen­kacker« und ihrem medi­terra­nen Tempe­rament ihr Maximum erreicht, bietet eine von ihnen ihre Wohnung als sichere Zuflucht für Laura und Tochter an. Hier findet sie Abstand und Ablen­kung von ihrem Beziehungs­gedöns und kann sich unbe­lastet der Event­agentur widmen, die die Freun­dinnen gemein­sam gegrün­det haben. Ihre Geschäfts­idee ist, aus den gängigen Klischees Kapital zu schlagen. Sie könnten zum Beispiel Hoch­zeiten mit italie­nischem Flair auf­peppen oder Koch­kurse auf Italie­nisch anbieten, mit einer echten italie­nischen Mama am Herd.

Welche Aufträge bald ins Haus flattern, wird natürlich nicht verraten. Dass Laura aber bald ein super­toller Mann (Italiener natür­lich) über den Weg läuft, kann man sich denken, ebenso wie die weitere Ent­wick­lung: Hoffnung, Glück und neue Probleme ...

Tiefgang darf man von diesem heiteren Sommer­roman nicht erwarten. Aber die schier endlose Fülle witziger Einfälle und hübsch illustrier­ter Details macht ihn lesens­wert. Was man »am Italiener« liebt, was man »am Deutschen« schätzt, was leicht zu Miss­ver­ständ­nissen führen kann, was es mit der »bella figura« und der­gleichen auf sich hat, wie ein Aus­lands­italie­ner über sein Heimat­land denkt, all das erläu­tert die Autorin im seichten Dahin­plätschern ihres Plots durchaus über­zeugend. Besonders gelungen finde ich die zahl­reichen Fuß­noten, die italie­nische Formu­lierungen aus dem Text über­setzen, aber auch auf­schluss­reiche Zusatz­informa­tionen bieten, zum Beispiel über Bedeutungs­varianten (»casino«) oder über den Sinn typischer Gesten und Gepflogen­heiten (etwa die »bustina«, die man einem Braut­paar zusteckt).

Nicht einfach zu verdauen ist das in Italien verbreitete Bild der Frau, das viel stärker als bei uns aufs Äußere und Deko­rative bedacht ist und dem sich die Italiene­rinnen willig unterzu­ordnen scheinen. Auf der anderen Seite hat die traditionelle Wert­schät­zung der Familie offen­bar nichts einge­büßt. »La famiglia è sempre la famiglia« – davon sind die meisten Italiener immer noch über­zeugt und stellen sich unge­brochen der daraus resultie­renden Verant­wortung fürein­ander. Auch Dori Mellina erzählt auf die liebens­werteste Weise von ihrer Nonna, ihrem Nonno und der Zia.


Weitere Artikel zu Büchern aus der Region Italien bei Bücher Rezensionen:

Rezension zu »Albergo Italia«

go

Rezension zu »Auf der Suche nach Italien«

go

Rezension zu »Berlin liegt am Mittelmeer: Eine imaginäre Reise durch Europa«

go

Rezension zu »Bleiernes Schweigen«

go

Rezension zu »Correva l'anno del nostro amore«

go

Rezension zu »Das Leben hält sich nicht ans Alphabet«

go

Rezension zu »Der Duft von Erde und Zitronen«

go

Rezension zu »Erkennst du mich«

go

Rezension zu »I sogni belli non si ricordano«

go

Rezension zu »Il superstite«

go

Rezension zu »L'ora di pietra«

go

Rezension zu »L'ottava vibrazione«

go

Rezension zu »Letteratura italiana: Da Francesco d'Assisi a Paolo Giordano«

go

Rezension zu »Meine erste Lüge«

go

Rezension zu »Profumo d'Italia | Ein Hauch Italien«

go

Rezension zu »Schwestern«

go

Rezension zu »Stanno tutti bene tranne me«

go

Rezension zu »Storie di Natale«

go

Rezension zu »Teo«

go

Rezension zu »Wenn ich wiederkomme«

go

War dieser Artikel hilfreich für Sie?

Ja Nein

Hinweis zum Datenschutz:
Um Verfälschungen durch Mehrfach-Klicks und automatische Webcrawler zu verhindern, wird Ihr Klick nicht sofort berücksichtigt, sondern erst nach Freischaltung. Zu diesem Zweck speichern wir Ihre IP und Ihr Votum unter Beachtung der Vorschriften der europäischen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Nähere Hinweise finden Sie in unserer Datenschutzerklärung. Indem Sie auf »Ja« oder »Nein« klicken, erklären Sie Ihr Einverständnis mit der Verarbeitung Ihrer Daten.

Klicken Sie auf die folgenden Links, um sich bei Amazon über die Produkte zu informieren. Erst wenn Sie dort etwas kaufen, erhalte ich – ohne Mehrkosten für Sie! – eine kleine Provision. Danke für Ihre Unterstützung! Mehr dazu hier.

»Dolce Vita für Fortgeschrittene« von Dori Mellina
erhalten Sie im örtlichen Buchhandel oder bei Amazon als
Taschenbuch E-Book


Kommentare

Klicken Sie hier, um Ihren Kommentar hinzuzufügen.

Zu »Dolce Vita für Fortgeschrittene« von Dori Mellina wurden 1 Kommentare verfasst:

dori schrieb am 12.08.2017:

Ich danke Frau Schwarz vom Herzen fuer diese tolle Rezension! Mit den besten Gruessen, Dori Mellina.

Schreiben Sie hier Ihren Kommentar:
Ihre E-Mail wird hier nicht abgefragt. Bitte tragen Sie hier NICHTS ein.
Ihre Homepage wird hier nicht abgefragt. Bitte tragen Sie hier NICHTS ein.
Hinweis zum Datenschutz:
Um Missbrauch (Spam, Hetze etc.) zu verhindern, speichern wir Ihre IP und Ihre obigen Eingaben, sobald Sie sie absenden. Sie erhalten dann umgehend eine E-Mail mit einem Freischaltlink, mit dem Sie Ihren Kommentar veröffentlichen.
Die Speicherung Ihrer Daten geschieht unter Beachtung der Vorschriften der europäischen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Nähere Hinweise finden Sie in unserer Datenschutzerklärung. Indem Sie auf »Senden« klicken, erklären Sie Ihr Einverständnis mit der Verarbeitung Ihrer Daten.


Go to Top