Rezension zu »24 x Charles Dickens für den Advent« von  arsEdition [Hrsg.]

24 x Charles Dickens für den Advent

von


Weihnachtliches · Teil der Serie »Weihnachtliches« · arsEdition · · Gebunden · 152 S. · ISBN 9783845821245
Sprache: de · Herkunft: de

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Bittersüße Erzählungen, hübsch verpackt

Rezension vom 30.10.2017 · noch unbewertet · noch unkommentiert

Seit Mitte des neunzehnten Jahrhunderts schon steigern Advents­kalender die Vorfreude auf das bevor­stehende Fest und struktu­rieren die Wartezeit, indem das Kind täglich eins von vierund­zwanzig Fenster­chen eines Wand­bildes öffnen und sich über die Über­raschung dahinter freuen darf. Das waren anfangs bunte Bildchen (Engel, Tannen­baum, Stern, Schlitten und endlich das Christ­kind in der Krippe), später kleine Schokoladen­figürchen. Dann bastelten Genera­tionen von Eltern Wand­behänge, Girlanden und Leitern mit Taschen und Säck­chen mit maßgeschnei­derten Präsenten fürs Kind. Heutzu­tage kann, wer mag, sein Kalender­türchen mit einem Mausklick öffnen und sich virtuell beglücken lassen.

Der Verlag arsEdition, spezialisiert auf Dekoratives, hat als neue Spielart eine Buchserie entwickelt, bei der man, statt Fenster­chen zu öffnen, Doppel­seiten auf­schneidet (bitte sorgsam mit scharfer Klinge!), um die sich entfal­tenden advent­lichen Texte zu genießen. Thema­tisch bietet die 2015 begon­nene Reihe nach Grusel-, Kamin-, Einschlaf- und literari­schen Geschich­ten jetzt Auszüge aus Werken von Charles Dickens (1812-1870), der großartig und subtil formu­lieren, spannend erzählen, zu Tränen rühren und gleich­zeitig die entsetz­lichen sozialen Bedingun­gen seiner Zeit anprangern konnte: eine vorurteils­behaftete, starre Klassen­gesell­schaft, die Nöte völlig verarmter Arbeiter­familien, die menschen­unwür­digen Wohn­bedingun­gen in den Slums, Krankheit, Kinder­arbeit, Krimi­nalität als Folge materieller Verelen­dung.

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Aus etlichen Erzählungen und einem Roman des viktoria­nischen Bestseller-Autors und Moralisten hat der Verlag zur vorweih­nacht­lichen Erbauung geeignete Passagen heraus­gesucht und gekürzt, um sie dem Raster des Formats anzu­passen. Die Straffung – dem Wissenschaftler ein Gräuel – macht die verästelten Original­texte vor allem für jüngere Leser leichter genieß­bar.

Dickens hat zwischen 1843 und 1847 jährlich eine Weihnachts­geschichte veröffentlicht, die alle von der Läuterung hartherziger oder missgeleiteter Menschen handeln. Vier von ihnen sind auszugs­weise hier veröffentlicht. Am 8. und 9. Dezember lesen wir »Das Heim­chen am Herde« (»The Cricket on the Hearth«, 1845), die Geschichte einer Eheschlie­ßung mit Hinder­nissen. Am 11. Dezember begleitet der Klang der »Silvester­glocken« (»Chimes«, 1844) das müh­selige, glücklose Leben eines armen Dienst­manns und seiner Tochter, und am 16. Dezember darf der mit seinem Schicksal hadernde Mr Redlaw durch die Mithilfe eines eigen­artigen Geistes die Unge­rechtig­keiten und Sorgen seines bishe­rigen Lebens vergessen (»Der Behexte und der Pakt mit dem Geiste«/»The Haunted Man«, 1847). Natürlich ist auch die Nummer Eins der Dickens-Hitparade, »Eine Weih­nachts­geschichte« (»A Christ­mas Carol«, 1843), in dieser Sammlung präsent. Die drama­tische, mehrfach verfilmte Wand­lung des geizigen, eiskalten Ebenezer Scrooge zu einem gütigen Menschen wird in meh­reren Portionen serviert und findet just am 24. Dezember ihren glück­lichen Abschluss.

Die anderen neun Texte dürften hierzulande fast unbekannt sein. Eine thematische Erweite­rung des mehr­stimmi­gen Kanons über die Vor­weih­nachts­zeit bringt am 10. Dezember die Liebes­geschichte »Der Kampf des Lebens« (»The Battle of Life«, 1846). Vom 12. bis zum 15. Dezember begleitet uns die kleine Novelle »Doktor Marigold«. Deren Protago­nist – ein fliegender Händler – ist keines­wegs promo­viert, sondern heißt mit Vornamen »Doctor«. Aus Gram über den Verlust von Ehefrau und Tochter nimmt er eine taub­stumme, miss­handelte Halb­waise zu sich, lehrt sie mit Hilfe einer selbst erfun­denen Zeichen­sprache zu kommu­nizieren und stärkt sie zu einem eigen­ständigen Leben.

Von Dickens' vielen umfangreichen Romanen ist nur »Die Pickwickier« (»The Pickwick Papers«, 1836-37) vertreten (18. Dezember).

Wie die anderen der Reihe ist dieses Buch solide gebunden und erfreulich unsenti­mental gestaltet. Advent­liche Embleme und winter­liche Arrange­ments bilden als schlichte Schablonen in einfachen Farben einen ansprechenden Rahmen für die Texte. Gelegent­lich illustrieren stilisierte Szenen, groß­flächig über Doppel­seiten arrangiert, eine Episode und stimmen nach­denklich. Zum Abschluss jeden Tages spendet eine von Vignetten umrahmte Dickens­sche Lebens­weisheit ein Lächeln, Erkenntnis, Trost oder Ermu­tigung.

Ein hübsches Geschenk für literarisch anspruchs­volle Teenager und Erwach­sene, aber Vorsicht: Für die gängigen Advents­kalender an der Wand ist es zu groß und zu schwer.


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