Morgen, Klufti, wird’s was geben
von Volker Klüpfel / Michael Kobr
Kommissar Kluftinger und Frau Gemahlin stolpern bei ihren Weihnachtsvorbereitungen von einer Platitüde in die nächste.
Flache Weihnachten
Wir kennen Volker Klüpfel und Michael Kobr seit Jahren als Autoren heiterer Bestseller mit Allgäu-Flair. Ihr Star, der Kommissar Kluftinger, ist ein netter, etwas täppischer Mensch, der hier und da bei seiner Entourage aneckt und sich in den Anforderungen von Alltag und Beruf verheddert, aber das ist insgesamt ganz unterhaltsam zu lesen (siehe unsere drei Rezensionen weiter unten) und in den Verfilmungen (mit Herbert Knaup in der Hauptrolle) anzuschauen. Nun hat sich das erfolgreiche Autorenduo die lukrative Chance nicht nehmen lassen, auch noch ein spezielles Büchlein zur Weihnachtszeit herauszugeben.
Um es gleich unverblümt vorauszuschicken: Thematisch hat das 144-Seiten-Büchlein nichts Weihnachtliches beizutragen. Die Handlung spielt halt in der (Vor-)Weihnachtszeit, und formal ist die Erzählung nach Adventskalendermanier in 24 handliche Portiönchen eingeteilt, die allerdings drastisch und unfeierlich als »Katastrophen« betitelt sind.
Büchern und Musik-CDs
für die Advents- und Weih-
nachtszeit finden Sie hier.
Der Plot ist schlicht: Der Kluftinger und Erika, seine Frau, bereiten das wichtige Familienfest vor, wobei jede Menge schief geht. Frischen Wind, der endgültig alles durcheinander wirbelt, bringt ein unerwarteter Besucher.
Was in den einzelnen Episoden erzählt wird, überrascht nicht wirklich (denn man hat so etwas schon zu oft gelesen und gesehen), löst auch keine wahre Heiterkeit aus (dazu sind die Gags nicht originell genug) und schon gleich keine weihnachtlichen Anmutungen welcher Art auch immer. Klischee folgt auf Klischee, Platitüde auf Platitüde.
Eingangs backt Erika schon zwei Tage lang die traditionsreichen »Spitzbuben« – eine der vielen geplanten Festtagsfreuden für Sohn Markus, Schwiegertochter Yumiko und Enkel »Butzele«. Doch – da kommen Sie nie drauf! – Ehemann »Klufti« langt schon ordentlich zu, bevor die gewitzte Hausfrau das Gebäck in Sicherheit bringen kann.
Ein immerfort und überall sprudelnder Quell der Heiterkeit entspringt dem Tannenbaum. Klar, dass der praktisch veranlagte Allgäuer Kommissar sein Exemplar kostengünstig im Baumarkt beschafft hat, vorausschauend bereits im November. Klar, dass das Gewächs wie in allen deutschen Haushalten nicht an seinen vorgesehenen Platz im Wohnzimmer passen will. Klar, dass der Familienvater sich fluchend abrackert und dabei Weihnachtskugeln unzeitgemäß in die Brüche gehen. Klar, dass uns dies ein verständnisvolles Lächeln entlockt, aber auch nicht mehr.
Während sich »Klufti« nicht ganz unerwartet als technologisch rückständig erweist, ist Erika vergleichsweise »connected«. Auf dem gebrauchten (von der Schwiegertochter ererbten) Smartphone ist sogar schon WhatsApp installiert. Auf diesem Kanal meldet sich Gevatter Yoshifumi Sazuka, Yumikos Vater, und kündigt an, seine europäische Geschäftsreise bei Kluftingers in Altusried unterbrechen zu wollen. Will man solch einen seltenen Gast ausgerechnet zu Weihnachten im Wohnzimmer sitzen haben? Kluftinger eher nicht, aber Erika weiß, was sich gehört, und whatsappt selbstverständlich eine Einladung.
Des Abends streckt sich Erika auf der Leiter in die Höhe, um dem Baum seine krönende Spitze aufzusetzen. Ihr Gatte, intensiv dem Geschehen in der Glotze zugewandt, kommt zwar nicht auf die Idee, ihr den Schmuck anzureichen, warnt sie aber immerhin, nicht von der Leiter zu fallen. Schon aus Prinzip würden wir niemals spoilern, was für eine Ereigniskette jetzt folgt – nur so wenig sei angedeutet: Der Kluftinger muss die weiteren Vorbereitungen alleine stemmen.
Katastrophe reiht sich an Katastrophe, das Niveau rutscht tiefer und tiefer. Kann Hausarzt Dr. Martin Langhammer es vielleicht stabilisieren? Der Mediziner drängt sich an die Seite des Strohwitwers, um dessen spärliche Gastfreundschaft zu kompensieren. Doch das kommt schlecht an. So weit, dass der ungeliebte »Quacksalber« den »Kulturattaché« gibt (»Den was?«) und ihn mit seinem »esoterischen Geschwurbel« und japanischen Rezepten aussticht, kann »Klufti« es nicht kommen lassen.
Leider halten die beiden Schriftsteller nicht einmal die unterste Humor-Schublade geschlossen: ihre Figuren wegen unzureichender Fremdsprachenkenntnisse dem Gelächter der gebildeten Leserschaft auszuliefern. Da Erikas Englisch »schlecht« sei, diktiert ihr der Kommissar: »Dear Joschi, from us out can you immer come when you will. Wir … täten uns enjoyen«, und fügt gleich noch gönnerhaft hinzu: »Vielleicht wär so ein Englischkurs an der Volkshochschule doch mal was für dich, Schätzle.«