Rezension zu »Andrea Camilleris sizilianische Küche: Die kulinarischen Leidenschaften des Commissario Montalbano« von Martina Meuth und Bernd Neuner-Duttenhofer

Andrea Camilleris sizilianische Küche: Die kulinarischen Leidenschaften des Commissario Montalbano

von


Kochbuch · Bastei Lübbe · · Gebunden · 256 S. · ISBN 9783785724521
Sprache: de · Herkunft: de · Region: Sizilien

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Lesen und genießen, bis das Wasser im Munde zusammenläuft

Rezension vom 08.12.2012 · 10 x als hilfreich bewertet mit 2 Kommentaren

Wie beglückend, dass der Commissario Montalbano im deutschen Sprachraum so eine riesige Fangemeinde versammeln konnte, dass es sich 2008 für den Bastei-Lübbe-Verlag lohnte, extra für sie ein passendes Kochbuch herzustellen! Und nun wurde es im Mai 2012 sogar neu aufgelegt – aufwändig und prächtig. Camilleri scheint es auch zu gefallen, hat er doch ein ausführliches Vorwort beigesteuert.

Ja, im Prinzip ist es ein Kochbuch. Die Autoren Martina Meuth und Bernd Neuner-Duttenhofer sind Gastgeber von Kochsendungen im Fernsehen und Profi-Journalisten, und so gekonnt präsentieren sie hier über 90 Rezepte für Pasta-, Reis-, Fleisch-, Gemüse-, Gebäck- und Nachtischgerichte, vor allem aber für Fisch und Meeresfrüchte. Fast alle fertigen Produkte sind appetitlich in Farbe abgebildet, dass einem der Magen schon beim Blättern zu knurren beginnt. Die Beschreibungen sind sehr klar formuliert und gut nachzuvollziehen, wie es ja auch bezeichnend für die italienische Küche ist, dass viele ihrer Gerichte schlicht und einfach zuzubereiten sind. Ihr "Geheimnis" liegt in der Frische und Qualität der Zutaten und in gelegentlichen kleinen Tricks, die traditionelle casalinghe (Hausfrauen) von ihren Großmüttern gelernt haben und an ihre Töchter weitergeben. Derlei Ratschläge und Hinweise auf mögliche Fallen, in die man tappen könnte (Tintenfisch niemals kochen und niemals einfrieren! Bitte kein Öl oder Butter ins Pasta-Kochwasser!), liefern die Autoren gerne mit, ebenso wie gelegentlich Zeit sparende Alternativen für besonders aufwändige Arbeitsgänge (Marzipanfrüchte nach Profi- oder Hausfrauenart? Mörser oder Mixer?) sowie ein paar Tipps zu Siziliens Weinen.

Einige Rezepte – nur wenige – werden kaum umzusetzen sein, weil es in unseren transalpinen Breiten an den frischen Zutaten fehlt – vor allem bei den Fischen und Meeresfrüchten. Schon strattù (richtige Tomatenpaste – nicht Extrakt, Mark o.ä.) ist ein Problem – von vongole (Venusmuscheln), ricci (Seeigel) und neonati (Glasfischchen) ganz zu schweigen. Bedauerlicherweise leben wir eben nicht auf Sizilien und können nicht über die Vuccirìa (den herrlichen Markt in Palermos Altstadt) streunen, um uns inspirieren zu lassen …

Aber das Buch ist noch viel mehr: eine Art Erzählband, ein Reiseführer für Sizilien und ein Werk der Sekundärliteratur für all die Romane und kurzen Erzählungen, die Andrea Camilleri über seinen Protagonisten Salvo Montalbano verfasst hat. Und all das zusammen macht es zum puren Vergnügen für alle, die leckeres Essen und/oder Sizilien und/oder Camilleris Bücher lieben – selbst wenn sie kochen lassen, wie der commissario höchstselbst …

Denn die Rezepte sind eingestreut in einen freundlich plaudernden, abwechslungsreichen, unterhaltsamen und aufschlussreichen Erzählstrang, in dem sich alles um "die kulinarischen Leidenschaften des Commissario Montalbano" dreht. Da wimmelt es von Originalpassagen aus vielen Montalbano-Romanen (jedes einzelne Zitat mit Buchtitel und Seitenzahl belegt – sehr anregend!), dazwischen witzig ausgedachte fiktionale Begegnungen (Wir begleiten Salvos Haushälterin Adelina beim Einkauf auf dem Markt; wir horchen seinen bevorzugten Koch Calogero aus …) und allerlei Wissenswertes, z.B. über die Zuständigkeiten der Carabinieri, der Guardia di Finanza und der Questura oder ein intelligenter sozialwissenschaftlicher Exkurs über die kulturell bedingten Unterschiede zwischen mediterranen Kommissaren und ihren mittel-/nordeuropäischen Kollegen. Und immer wieder erfreuen den lesenden Genießer doppelseitige Farbaufnahmen sizilianischer Märkte, Häfen, Menschen, Landschaften, Städte und Gerichte. Für die rechte Würze des Ganzen sorgen viele Bezeichnungen und Phrasen im sizilianischen Dialekt, die ja erfreulicherweise auch in den deutschen Camilleri-Übersetzungen beibehalten wurden.

Nicht nur auf den letzten drei Seiten, sondern auch zwischendurch finden sich kulinarische Bezugsquellen sowie Restaurant- und Hotel-Tipps für die Reise nach Sizilien inklusive der Warnung vor Nepplokalen des zunehmenden Montalbano-Tourismus …

Angesichts der Vielfalt des Gebotenen, der liebevollen Machart (Selbst die Seitenzahlen sind als gamberi und pesce spada gelayoutet!) und der soliden Herstellung (schweres Papier, robuster Einband) halte ich das Preis-/Leistungsverhältnis für hervorragend: Guten Appetit und gute Unterhaltung!


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Kommentare

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Zu »Andrea Camilleris sizilianische Küche: Die kulinarischen Leidenschaften des Commissario Montalbano« von Martina Meuth und Bernd Neuner-Duttenhofer wurden 2 Kommentare verfasst:

Anne Marie Krehbiel schrieb am 19.01.2013:

Ich kann Ihre Meinung zu diesem Buch nur unterstützen !!!

H.J.Gallmeier schrieb am 03.05.2013:

Da schließ´ ich mich im höchsten Maße an.

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