Rezension zu »Die Münze von Akragas« von Andrea Camilleri

Die Münze von Akragas

von


Belletristik · Nagel & Kimche · · 127 S. · ISBN 9783312004959
Sprache: de · Herkunft: it · Region: Sizilien

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Taler, Taler, du musst wandern ...

Rezension vom 14.03.2012 · 2 x als hilfreich bewertet · noch unkommentiert

Andrea Camilleri assoziieren die meisten deutschen Leser mit Commissario Montalbano. Dabei hat dieser engagierte sizilianische Autor neben jener Krimireihe unzählig viele Erzählungen mit ganz anderen Themen veröffentlicht. Diese zumeist kleinen, netten, aber hintergründigen Geschichten liefern einen faszinierenden Blick auf die Menschen, ihre Charaktere, ihr Umfeld, ihr Ver­halten - und in manchen Fällen tiefe Einsichten zu ihrer Wesens­ver­än­de­rung. Nach "Streng vertraulich" und "Das Netz der großen Fische" aus dem Jahr 2011 ist jetzt "Die Münze von Akragas" ("La moneta di Akragas" Andrea Camilleri: »La moneta di Akragas« bei Amazon kaufen (öffnet neuen Browser-Tab), übersetzt von Annette Kopetzki) bei Nagel & Kimche erschienen.

Wir befinden uns (natürlich) in Camilleris Heimat Sizilien in der fiktiven Stadt Vigàta, im Dezember des Jahres 1909. Ein Landbaron lässt drei Männer den knüppelharten, steinigen Boden umgraben. Einer von ihnen, Cosimo, traut seinen Augen nicht, als er mit seiner Schaufel einen Brocken auseinanderbricht und ihm eine kleine, mit Erde verkrustete Goldmünze entgegenfällt. Er ist ein armer Gesell, aber für ihn ist es keine Frage, dass er mit diesem zufällig gewonnenen Kapital seine Schulden bezahlt: Endlich kann er sich bei Dottor Gibilaro bedanken, der ihm sein verletztes, schon mit Wundbrand infiziertes Bein gerettet hatte; Gibilaros Kollege, Amtsarzt seines Zeichens, hatte es amputieren wollen ...

Der Dottore ist ganz aus dem Häuschen, erkennt er doch als Numismatiker sofort diesen einzigartigen Schatz. Diese Münze war geprägt worden zur Bezahlung der Söldner Kampaniens, die 406 v. Chr. für die Akraganiter gegen die siegreichen Karthager kämpften. Doch die Münze, so glaubt der Dottore von Anfang an, weiß, wohin sie gehören wird, und in der Tat gelangt sie nicht in des Arztes Hände. Gibilaro sitzt bei der Übergabe aufgeregt im Sattel seines Pferdes, reicht seinen Arm unruhig zu Cosimo hinunter, verheddert sich nervös in seinem Steigbügel und stürzt zu Boden. Schwer verletzt muss er für eine Zeitlang ins Krankenhaus. Münze ade! Hoffentlich ist sie noch bei Cosimo ...

Als der Dottore endlich wieder gesundet ist und er Cosimo auf dem Gut des Landjunkers aufsuchen will, muss er feststellen, dass man alle drei entlassen und andere eingestellt hat. Der Aufseher hatte sie beobachtet, wie sie untätig waren ... Sicher sind die Münze und der leidige Unfall schuld daran. Seitdem hat man Cosimo nicht mehr gesehen. Er wird sich doch wohl nicht mit der Münze auf und davon gemacht haben? Da steht der Dottore nun vor Cosimos einfachem Haus, welches - ganz ungewöhnlich - von außen verriegelt ist; kein Geräusch ist zu vernehmen. Mit Gewalt verschafft sich der Dottore Zutritt, und da liegt Cosimo, ermordet und nackt.

Nun entwickelt Andrea Camilleri einen kleinen Krimiplot, denn wer wäre nicht scharf auf diese wertvolle Münze? Melluso, Polizist in Vigàta, tut sein Bestes. Auch das Gericht wird um ein Urteil gebeten: Sollte die Münze jemals wieder auftauchen, wem gehört sie dann? Den Erben des Finders Cosimo? Das wären Sohn Pietro, ein inhaftierter Mörder, und Schwester Rosalia, ein Dienstmädchen.

Die Münze wandert unterdessen von Hand zu Hand und landet schließlich, Melluso sei Dank, wieder in Vigàta. Der Mord und der sagenhafte Münzenfund werden zur Schlagzeile großer italienischer Zeitungen, und kein Geringerer als König Viktor Emanuel III schickt einen Marchese hinunter in die sizilianische Provinz. Welch eine Ehre für den Dottore - er weiß, was sich gehört ...

Während wir Leser nun damit rechnen, dass ein cleverer Trickbetrüger auf raffinierte Weise einen Dummkopf übertölpelt, überrascht uns Andrea Camilleri mit einer moralisch sauberen Wendung: Jemandem, der sich treu bleibt, ist der verdiente Lohn gewiss.

Wie der Autor in seinen Anmerkungen versichert, stützt er sich auf eine alte Legende, die in seiner Familie von Generation zu Generation weitererzählt wurde: Ein Bauer schenkte einem fernen Verwandten, einem Arzt und Numismatiker, eine Goldmünze, die er im Erdboden gefunden hatte, und das war die Münze von Akragas, dem heutigen Agrigent.

Stilistisch ist die Bearbeitung unverkennbar ein typischer Camilleri. So gut, wie er sein Sizilien kennt, so punktgenau beschreibt er Handlungsorte und menschliches Verhalten und stellt seine Figuren auf dieser Bühne des Lebens um 1900 auf. Sie agieren zeitgemäß, und ihre Dialoge - kurz, knapp, manchmal deftig, manchmal angemessen devot - zeigen, wessen Kind sie sind. Verschmitzt, wie Camilleri ist, gibt es genügend ironische Textstellen, die uns schmunzeln lassen.


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